Die Strahlen der Sonne sind jetzt reine Dekoration, geben keine Wärme, nur Licht. Aus dem Gulli steigt Dampf auf, genauso aus den mit in dicken bunten Schals und Hauben eingewickelten Gesichtern. Es ist Winter in Wien und jetzt gerade zeigt er was er kann. Nur dort und da erblicke ich einen Radfahrer, die zwischen gefrorenen Stellen auf dem Radweg durchfahren. Eine Fotoprojekt Idee drängt sich auf: Die Härtesten des Winters! Radler in Wien.
Cheap and Dirty, so der Plan. Ich stelle mich neben dem Radweg, am besten bei einer Ampel oder wo man stehenbleiben muss. Ich passe die Radlfahrer einfach ab, mache ein Portrait. Zwei Fragen möchte ich dem oder der Portraitierten noch stellen. lange habe ich für das ganze nicht Zeit, denn der Geduldsfaden nimmt mit der Kälte bedeutend ab!
„Wohin fährst du?“
„Ab wann fährst du nicht mehr mit dem Rad in Wien?“
So kalt kann es gar nicht sein, dass bei der Oper nicht ein Radfahrer bei der roten Ampel steht. Ich bin solidarisch mit meiner Zielgruppe und radle dorthin. Mit habe ich meine Kamera, eine Nikon D700 und ein 50mm 1,8G Objektiv. Neben den Bildern ist die Challenge heute: Wer wird als erster schlapp machen: Ich, oder das Equipment?
Eine Dame mit schwarzen Pelzmantel fällt mir auf. Sie schaut freundlich zu mir rüber und ich gehe hin. „Ich mache ein Fotoprojekt über Winterradler. Darf ich Sie fotografieren?“, „Ja, natürlich!“. Soviel Wohlwollen habe ich jetzt nicht erwartet, mache mich aber gleich ans Werk. Isabellas Gesicht ist noch nicht festgefroren, und sie lächelt. Ich stelle auf Blende 2,8, ISO 100 und auf automatische Zeit, es ist kalt, aber hell.
Drei Radler und 10 Minuten später bin ich der, der aufgibt. Der Auslösefinger ist blutleer und gefroren, alle Anderen brennen in den Winterhandschuhen. Ich gehe ins Kaffeehaus, bestelle einen Verlängerten und taue auf. „Wo müssen nette Radfahrer stehenbleiben?“, frage ich mich. Vor dem Heldenplatz beim Ring! Der Hintergrund ist da auch gut! Ich mache mich auf den Weg…
Conclusio
Bei großer Kälte fotografieren geht! Die Kamera macht das alles mit, meine Motive waren geduldiger als ich dachte, nur ich brauchte ab und zu eine Aufwärmpause. Den Akku tausche ich im Kaffeehaus nachdem meine zuvor blau angelaufenen Finger vorübergehend rot und dann leicht geschwollen wieder brauchbar waren.
Die Aktualität von Radler im Winter wertschätzte der Falter mit einem Artikel: