Wo auf der riesigen Bühne eben noch die Roadies der österreichischen Band „Soap and Skin“ herumwuselten und ihr musikalisches Equipment wegräumten ist es jetzt leer. Der gleich kommt braucht nämlich viel Platz.
Er steht schon am Bühnenrand, mit einem leichten Lächeln im Gesicht und wie durch ein unsichtbares Kommando gerufen, schreitet er mit großen Schritten gezielt zum Mikrofon in der Bühnenmitte. Gekonnt zieht er die Aufmerksamkeit des Publikums auf sich. Ja, gewisse Rockstarqualitäten werden ihm ja zugesprochen und für das Benefizkonzert „Voices for refugees“ vor seiner Haustür am Heldenplatz legt er sich mächtig ins Zeug.
Erst jetzt wird mir bewusst, dass niemand mehr außer mir und ungefähr sieben Meter vor mir der Herr Fischer auf der Bühne ist. Das Publikum ist ganz still, lauscht gebannt auf das was jetzt kommen mag und mit der Kraft von 100.000 Watt beginnt er seine Ansprache: „Ein großes Dankeschön…“.
Ich gehe in die Hocke, damit sich die Fernsehkameras voll auf den Herrn Bundespräsidenten konzentrieren können und keinen Fotografen im Hintergrund im Bild haben. Die Bühnenbeleuchtung strahlt jetzt das Publikum an und der Nebel, der noch von der „Soap and Skin“ Performance übrig geblieben ist, legt sich wie ein Schein um unseren Herrn Bundespräsidenten. Jetzt oder nie!
Ich habe bereits ein 16-35 mm Objektiv drauf, stelle es auf Offenblende 4, ISO 1600, -1 Belichtungskorrektur mit Zeitautomatik, damit es ja keine zu langen Belichtungszeiten gibt und das Bild verwackelt. Auf ganz manuelle Belichtung verzichte ich, da die Beleuchtungssituation doch etwas unvorhersehbar ist.
Schnell drehe ich den Zoomring auf 16 mm. Die Bühne ist groß genug dafür und die Weitwinkelperspektive unterstreicht für den Betrachter die Dramatik und Nähe des Moments. Dann stehe ich schnell auf, nehme die Kamera vor mein Auge, drücke den Auslöser bis zum ersten Druckpunkt. Der Autofokus meldet umgehend „bipbip“. Ich löse aus und gehe sofort wieder in die Hocke. Ein kurzer Blick auf das Display.. Passt!
Die Beleuchtung des Publikums wird abgeschwächt, weswegen ich unten bleibe, bis diese wieder besser ist. Nur wenige Sekunden später ist es soweit, die Strahler in Richtung Publikum werden langsam heller und heller. Ich stehe auf und sehe 50.000 Menschen am Heldenplatz, dahinter alle Wahrzeichen, die sich am Ring auffädeln und vor mir nur Herr Fischer der schnurgerade dasteht und spricht. Es bleibt ein paar Sekunden so. Zeit genug, um gleich mehr Fotos mit verschiedenen Brennweiten und Formaten zu machen.
Nach rund 15 Minuten ist diese Rede vorbei. Ich gehe hinter die Bühne und sehe die Bilder durch und war einfach nur glücklich!
Von all den Bands und Leuten, die ich an diesem Abend fotografieren konnte, sind mir diese Situation und die daraus entstandenen Bilder meiner Meinung nach am besten gelungen. Diese Bilder von unserem Herrn Bundespräsidenten waren auch die ersten die ich nach dem Konzert zuhause durchgesehen habe.
Ich danke dem Herrn Fischer für dieses Erlebnis!
Gallerie mit allen Bildern von dem Konzert „Voices for Refugees“: